Das Sulinger Freizeitbad


Das erste im Deutschen Reich, welches der FAD baute

Erste Hinweise auf den Wunsch nach einem Platz zum Schwimmen und Baden fanden sich bereits in den Jahren 1886 und 1907. Anfang des vorigen Jahrhunderts gab es den öffentli­chen Badebetrieb im „Meierteich“, der vom TuS Sulingen organisiert wurde. Dieser Bade­teich verschlammte jedoch schon nach wenigen Jahren.

 

1912 war man des langen Provisori­ums vermutlich  überdrüssig, denn der Badeverein beantragte etliche Verbesserungen, um den Badebetrieb gewährleisten zu können. Änderungen gab es jedoch nicht. 1923 war der Teich dermaßen verschlammt, dass er nunmehr  nicht mehr nutzbar war. In den Folgejahren pendelten viele Sulinger nach Barenburg, um in der Aue zu baden.

Mitte der 20er Jahre gab es erste Planungen für eine neue Badeanstalt auf der Leymann­schen Weide an der Sule hinter der Gosewehr. Das Schwimmbecken sollte rd. 500 m² groß werden, eine Liegewiese sollte die doppelte Größe erhalten. Diese Anlage sollte zudem mit Turngeräten ausgestattet und mit einem Holzzaun eingefriedet werden. Die Kosten hoffte man durch Sammlungen aufbringen zu können.

 

Am 1924 stand dieses Projekt auf der Magistrats- und Bürgervorstehersitzung. Aber erst nach der  900-Jahr-Feier im Jahre 1929 kamen erneut Diskussionen auf und der Wunsch nach einer Badeanstalt wurde lauter. 1930 lag  dem Rat der Stadt Sulingen ein offizieller An­trag vor, aber der wurde umgehend abgewiesen.

 

Zwei Jahre später wurden die Planungen trotz Geldmangel, ungelöster Platzfrage und Angst vor erhöhten Steuerlasten vorangetrieben. Die Planungen zogen sich bis 1933 hin. Der da­malige Bürgermeister Fritz Schmeling hatte zuvor mit Kreisbaumeister Enders eine Anlage in Wunstorf besichtigt. Sie hielten ein Gelände am Südrand der Stadt für geeignet, wo das Grundwasser recht nah an der Geländeoberfläche war. Als Beckenverkleidung waren Spundwände aus Holz vorgesehen, in der Beckensohle plante er nach der Entfernung der Torfschicht Kies ein.

 

1933 legte der Hildesheimer Architekt Immendorff vier Entwürfe vor. Der vierte Entwurf überzeugte letztendlich alle Skeptiker: Das Freibad sollte eine 50 m lange Schwimmbahn er­halten, mit einem Becken aus Eisenbeton. Die Wassertiefe hatte internationalen Bestim­mungen entsprechen. Eine Sprunganlage und massive Umkleiden war ebenfalls vorgesehen. Die Wasserversorgung sollte über eine spezielle Pumpenanlage erfolgen. Als Standort wurde ein Bereich zwischen Am Deepenpool und Promenadenweg festgelegt, der sogenannten Bleiche,  den auch schon der sulinger Kreisbaurat Enders im Auge gehabt hatte. Es stand eine Fläche von 17.000 m²  zur Verfügung. 

 

Am 19.03. erfolgte der endgültige Beschluss mit dem Bau zu beginnen. Schon zwei Tage spä­ter erfolgte vor Hunderten von Zuschauern der erste Spatenstich. Der Bürgermeister Schme­ling verkündete, dass kein Fest gefeiert werden sollte, sondern eine ernste Arbeit begonnen musste, da die Errichtung einer Freibadeanstalt in Sulingen eine Lebensnotwendigkeit sei.

Die Bauarbeiten wurden von Einheiten des Freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD) ausgeführt. Nach nicht einmal 20-wöchiger Bauzeit konnte am 08.08.1934 Richtfest gefeiert werden. Dabei wurde der Sprungturm mit der traditionellen Richtkrone geschmückt. Die offizielle Einweihung erfolgte am 26.08.1934. Somit war das Sulinger Freibad, das erste, welches durch den FAD gebaut wurde.

Die Eröffnungsfeierlichkeiten waren auf 16.00 Uhr festgesetzt. Schon Stunden vorher setzte eine wahre Völkerwanderung nach dem neuen Bad ein. Mehr als 2500 Besucher wollten die­sen eindrucksvollen Tag miterleben.

 

Der verantwortliche Architekt übergab zunächst den obligatorischen Schlüssel an Bürger­meister Schmeling, der ihn wiederum an den ersten Bademeister Sulingens, W. Grimminger, weiterreichte. Als Zeichen der offiziellen Eröffnung stieg das Stadtbanner am Fahnenmast empor, anschlie­ßend wurden Schwimmwettkämpfe durchgeführt, die in der Hauptsache von den Mitglie­dern des Bremer Schwimm-Clubs von 1885 bestritten wurden. Zudem riefen her­vorragende Schauvorführungen einen wahren Beifallssturm der Besucher hervor. Während der näch­sten vier Wochen zählte man 6636 Besucher. 

 

 

 

Der erste Sulinger Schwimmmeister Grimminger

Im Jahre 1955 waren umfangreiche Sanierungsmaßnahmen notwendig geworden. Das Bec­ken wies Risse auf, die täglich einen hohen Wasserverlust verursachten. Eine Bremer Firma beendete am 1. August 1955 die mit hohen Kosten verbundenen Bauarbeiten.

 

 

Zum 25jährigen Bestehen im Jahre 1959 wurde ein großes Schwimmfest ausgerichtet, aber auch das 50jährige Bestehen, zu dem eigens eine Festschrift herausgeben wird, wurde groß gefeiert.


In den 2000er Jahren zeigte sich immer deutlicher, das die „Badeanstalt“ weder technisch, noch zeitgemäß war. Mit Unter-stützung eines Hildesheimer Bäderplanungsbüros wurde ein Frei-zeitbad geplant, welches im Landkreis Diepholz seinesgleichen sucht. Die Liegeflächen wurden durch den Ankauf von Nachbargrund-stücken erheblich erweitert, das Freizeitange­bot durch eine neue Sprunganlage erhöht und ein moderner Kiosk installiert.

 

Zur Einweihung am 16.07.2010 kamen mehr als 1000 Besucher, soviele an einem Tag, wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die magische Zahl von 1000 Besuchern pro Tag wurde in der Folge noch mehrfach erreicht. Dies zeigt, dass das Sulinger Freibad nunmehr ein modernes Freizeitbad geworden ist, zu dem sich die Sulinger wieder hingezogen fühlen.